Betriebsdatenerfassung einer Wärmepumpe mittels dezentraler IoT Anwendung

Wärmepumpe mit Netzwerkkarte und Siincos UMTS Router

Dieses Projekt hat zum Ziel die Betriebsdaten der installierten Wärmepumpe (Dimplex - Typ LA 40TU) zu erfassen, um das Betriebsverhalten analysieren zu können. Die gesammelten Daten sollen im Anschluss dazu genutzt werden, Optimierungspotential für den Betrieb zu identifizieren. Dieses Projekt dient dazu, zwei Fragen zu evaluieren:

  1. Welche Betriebsdaten können erfasst werden, die ein Fachunternehmen dabei unterstützen den anlagenbezogenen Wartungsvertrag zu erfüllen und gleichzeitig die Arbeitszeiten vor Ort zu reduzieren? (#SmartService)
  2. Welche Betriebsdaten werden benötigt, um den Betrieb der Wärmepumpe noch weiter zu optimieren, sodass eine nachhaltige Energieeinsparung möglich wird? (#renewables)

Um die Betriebsdaten zu erfassen, ist es im ersten Schritt notwendig eine Netzwerkkarte in der Steuereinheit der Wärmepumpe zu installieren. Diese ermöglicht einen browserbasierten Zugriff auf die Steuerung und hat standardmäßig einen CSV-Datenlogger installiert.
Die Betriebsdaten im CSV-Format werden anfänglich „manuell“ analysiert, um das Verhalten der Wärmepumpe „kennenzulernen“. Im zweiten Teil des Projektes soll mittels einer IoT Anwendung eine automatisierte Datenanalyse implementiert werden.
Die Steuerung wird über einen Siincos LTE-Router an das Internet angebunden, der gleichzeitig auch einen Remote Access auf die Einstellungen von einem entfernten Standort aus ermöglicht.

Motivation

Dimplex Wärmepumpe

Wärmepumpen ermöglichen eine CO2 neutrale Beheizung und Warmwasserbereitung in Gebäuden, gelten als sehr effizient und sind vor allem wesentlich wartungsärmer als Gebäudeheizungen, die (fossile) Brennstoffe nutzen.

Da moderne Wärmepumpen über intelligente Steuerungen verfügen – liegt es als Betreiber einer Wärmepumpe nahe – die Betriebsdaten mittels IoT-Anwendung permanent zu erfassen. Somit kann der Energieverbrauch getrackt und anschließend optimiert werden.
Des Weiteren unterstützt die IoT Datenerfassung Fachunternehmen dabei, die Performance der Wärmepumpe zu monitoren und ihre Wartungspläne dynamisch anzupassen (#SmartService). Dies sorgt für mehr Komfort auf beiden Seiten – bei dem Betreiber und Service-Partner.

Installierte Anlage

Warmwasserpuffer und Pufferspeicher für Fußbodenheizung
  • Wärmepumpe Dimplex LA 40TU
  • Elektrische Anschlussleistung (PE max): 12,6 kW
  • Anzahl Verdichter: 2
  • Leistung 1. Verdichter (PH): 20,0 kW
  • Leistung 2. Verdichter (PH): 35,7 kW
  • Kältemittel: R 404 A – 11,8 kg
  • Brauchwasservorrat: ca. 500 l - mit zusätzlicher elektrische Flanschheizung
  • Pufferbehälter Fußbodenheizkreise: ca. 300 l - mit zusätzlicher elektrische Flanschheizung
  • Beheizung Gebäude: Fußbodenheizung (ausschließlich)

Steuereinheit: Dimplex Wärmepumpenmanager

Die Steuerung der Wärmepumpe – von Dimplex auch Wärmepumpenmanager genannt – erinnert von der Bauart an eine SPS und ist ein Fabrikat der Firma CAREL. In diesem Setup ist die pico5+ verbaut. Diese kann mit einer Netzwerkkarte (NWPM) erweitert werden, um das System mit hilfreichen Zusatzfunktionen zu ergänzen:

  • Komfortablere Anpassung von Einstellungen über einen Webbrowser (im Vergleich zu integriertem Display)
  • Alarme und Fehler per Mail senden
  • Log Daten im CSV-Format speichern
  • Log Daten per Mail senden
  • ModbusTCP zur IoT Datenerfassung (oder Integration in Gebäudeleittechnik)
Wärmepumpe und Komponenten der Steuereinheit

Internetanbindung & "Online Funktionen" mit eingebauter Netzwerkkarte

  • Einbau der Netzwerkkarte in die Steuerung der Wärmepumpe in dafür vorgesehenen Steckplatz
  • Anbindung der Steuerung an einen LTE-Router zur Herstellung der Internetverbindung und Remote Access von entferntem Standort aus
  • Die Netzwerkkarte bezieht standardmäßig die IP-Adresse über DHCP – damit immer die gleiche Adresse vergeben wird, sollte im DHCP Server diese Adresse reserviert werden
  • Zugriffsberechtigungen und Passwörter
  • Datenlogger Konfiguration - Datenfelder entsprechend der Software-Version konfigurieren
  • E-Mail Konfiguration für Events
  • E-Mail Client Einstellungen für Alarm-Meldungen
  • Täglicher Mailversand der Betriebsdaten als CSV-Datei
  • Systemeinstellungen und Komfortfunktionen Wärmepumpe
  • Einstellungen zu Heizkreis, Heizkurve und Zirkulation
  • Einstellungen zu Brauchwasser, Thermische Desinfektion, etc.

E-Mail Client & Server Konfiguration

Im Falle eines Fehlers kann die Wärmepumpen-Steuerung eine E-Mail versenden und die zuständige Stelle darüber informieren. Hierzu wird ein lokaler SMTP-Server bzw. ein lokales SMTP-Relay benötigt. In unserem Fall übernimmt diese Aufgabe das Siincos LTE-Gateway. Hier wird nicht nur der Mail Server konfiguriert sondern auch die Absender-Adresse und die spezifischen Empfänger. Es können maximal 5 Empfänger festgelegt werden. Im zweiten Schritt kann dann die Mail Benachrichtigung für den Fehlerfall eingerichtet werden, hierzu wird ein Betreff und ein E-Mail Body (Benachrichtigungstext für Mail) festgelegt.

Mail Client Einstellungen in der Dimplex-Steuerung konfigurieren

CSV Datenlogger - Konfiguration

CSV Datenlogger in der Dimplex-Steuerung konfigurieren

Über den integrierten Datenlogger können die Betriebsdaten mitgeschrieben werden. Diese werden auf dem internen Speicher der Netzwerkkarte abgelegt und können später entweder über ftp, ssh oder den Browser abgerufen werden. Alternativ / zusätzlich besteht die Möglichkeit sich die täglichen Log Daten per Mail zusenden zu lassen.

Der Datenlogger muss zu Beginn eingerichtet werden. Dazu zählt das Festlegen der gewünschten Datenfelder und die Auswahl der Sampling Rate (0,5 oder 1 Minute).

Die „Beschriftung“ der Datenfelder erfolgt in Abhängigkeit des Index und der Software Version. Das Mapping kann im Dimplex Wiki eingesehen werden. In unserem Fall handelt es sich um die L-Software Version.

CSV Datenlogger - Datenauswertung

CSV Logdatenauswertung der Dimplex Steuerung

Die Datenauswertung und/oder Analyse kann mittels Excel/LibreOffice oder einer anderen kompatiblen Anwendung erfolgen (hier: SciDavis).

Problematisch dabei ist, dass die Datensätze tagesweise vorliegen und somit zum Zeitpunkt der Verarbeitung – alle Dateien der vergangenen Tage – einzeln und manuell importiert werden müssen.

Dies ist wenig komfortabel und erfüllt nicht die Anforderungen, die man von einer modernen IoT Anwendung erwarten würde. Zudem gestaltet sich eine automatisierte Auswertung der Daten auf Basis eines täglichen CSV-Exports sehr schwierig.

Fazit – Onlinefunktionen der "Netzwerkkarte"

Die Netzwerkkarte und die damit komfortabler zugängliche Konfiguration der Steuerung mittels Webbrowser ist eine durchaus sinnvolle Ergänzung der gesamten Heizungsinstallation, da Einstellungen und Verbrauchswerte schneller und bequemer eingesehen sowie angepasst werden können.

Die Alarmfunktion per Mail ist vielversprechend, da jede Störung direkt mitgeteilt wird und man die Fehlfunktion nicht erst bemerkt, wenn „die Wohnung schon kalt ist“. (Glücklicherweise läuft unsere Anlage bisher störungsfrei und wir mussten das Feature noch nicht nutzen.)

Der Datenlogger erfüllt seinen Zweck durch permanentes Logging, jedoch ist die Auswertung von größeren Zeiträumen sehr umständlich, da die einzelnen Daten der CSV-Dateien erst zusammengeführt werden müssen. Eine automatische Datenauswertung gestaltet sich somit schwierig und erfüllt nicht die Erwartungen, die man an eine „moderne IoT Anwendung“ stellen würde.

Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, die vorhandene Steuerung samt NWPM-Netzwerkkarte um IoT Funktionen zu erweitern. Diese IoT-Anwendung soll nachhaltig dazu genutzt werden können, den Energieverbrauch zu beobachten und zu optimieren. Gleichermaßen soll die IoT-Anwendung helfen, erforderliche Wartungsintervalle zu verlängern und dem Service-Partner die Möglichkeit bieten dem Vor-Ort-Wartungseinsatz vorzubeugen bzw. besser planen zu können.

Wärmepumpe, Steuereinheit und Siincos IoT Box

Entwicklung und Implementierung – IoT Anwendung zur komfortablen Datenauswertung

Der folgende Teil des Artikels konzentriert sich auf die Erweiterung der Wärmepumpensteuerung mittels einer eigens dazu programmierten IoT-Anwendung. Diese soll nachfolgende Anforderungen erfüllen, vor allem aber die Betriebsdaten kontinuierlich mitschreiben und komfortabel visualisieren können.

Anforderungen

  1. Kontinuierliche Erfassung der Betriebsdaten
  2. Strukturierte und persistente Speicherung der Betriebsdaten (z.B. auf einem Edge Device)
  3. Einfache Visualisierung der Betriebsdaten (z.B. über Webanwendung)
  4. Anwendung über Internet erreichbar (Authentifizierung erforderlich)

Realisierung

  1. NWPM Steuerung und Edge Device vernetzen (über Siincos Router)
  2. Remote Access Profil in Siincos Remote Connect einrichten
  3. ModbusTCP über die NWPM Webanwendung (Netzwerkkarte) aktivieren
  4. Benötigte Daten und ModbusTCP Registeradressen erfassen (Dimplex Wiki)
  5. IoT-Anwendung auf Edge Device implementieren & installieren

Systemarchitektur – IoT Hardware

Die Steuerung der Wärmepumpe (1) und das Edge Device (2) werden über das Siincos Gateway (4) miteinander vernetzt. Das Siincos Gateway stellt eine Internetverbindung über UMTS bereit, die von allen Devices im Netz genutzt werden kann, z.B. für den Versand von Fehlermeldungen (NWPM, 1) oder für Softwareupdates (Edge Device, 2).

Auf dem Edge Device (2) wird die IoT Anwendung (3) installiert, welche über ModbusTCP die Betriebsdaten (5) der Wärmepumpe ausliest und lokal in einer Datenbank abspeichert.

Die IoT Anwendung (3) kann über einen Webbrowser aufgerufen werden, entweder aus dem lokalen Netz, oder remote über Siincos Remote Connect (6).

Mit dem eingerichteten Remote Access Profil kann zusätzlich die Weboberfläche der NWPM (1) aufgerufen werden, um Einstellungen an der Wärmepumpe vorzunehmen.

Siincos Remote Connect Profil einrichten

Siincos Remote Connect erlaubt den Zugriff auf Geräte und deren Services in entfernten Netzen. Dies soll auch für die Steuerung der Wärmepumpe und des installierten Edge Devices ermöglicht werden, um z.B. dem Service-Partner Zugriff auf die IoT Anwendung zu gewähren und ihm somit die Wartung und den Support zu erleichtern.

Siincos Remote Connect Profil für Remote Access auf Wärmepumpen-Steuerung und IoT Anwendung einrichten

ModbusTCP auf der NWPM aktivieren

Die NWPM unterstützt ModbusTCP und erlaubt darüber sowohl die Abfrage von Betriebsdaten als auch die Änderung von Einstellungen. Wir nutzen ModbusTCP um die Betriebsdaten über das Edge Device aus der NWPM auszulesen und abzuspeichern. Die ModbusTCP Registerkonfiguration ist im Read-Deck (siehe unten) ab Seite 19 detaillierter beschrieben.

ModbusTCP Server in der Wärmepumpen-Steuerung aktivieren

Feature Präsentation – IoT Anwendung

  • Datenlogger speichert minütlich alle vorhandenen Datenfelder (Betriebsdaten)
  • Temperaturverlauf grafisch darstellen
  • Wärmemengenbedarf grafisch darstellen
  • Aktivitäten Peripherie (Pumpen/Kompressoren) grafisch darstellen
  • Systemzustand grafisch darstellen
  • Verlaufskurven in jeweils ausgewählten Zeitraum anzeigen

Die IoT Anwendung ist in Python geschrieben und wird in Jupyter ausgeführt. Jupyter bringt den gesamten Funktionsumfang von Python – im Besonderen die Möglichkeit zur Auswertung und grafischen Darstellung von Daten – in den Webbrowser. Aus diesem Grund eignet es sich hervorragend für die hier benötigte IoT Anwendung, da alle Betriebsdaten komfortabel im Browser dargestellt werden können.

Die verfügbaren Graphen können über die jeweilige Checkbox aktiviert werden. Über den Date Picker wird eine Auswahl des Zeitraums getroffen, in dem die Daten geplottet werden sollen.

Im Hintergrund läuft ein CRON Job, der minütlich ein Skript (Python) ausführt, welches die Betriebsdaten über ModbusTCP vom NWPM abfragt und in der Datenbank abspeichert. Als DBMS kommt PostgreSQL zum Einsatz.

Übersicht Betriebsdaten - Heizkreis (IoT Anwendung)

Beobachtung und Interpretation

Zeitraum: 24.03.2021 ... 26.03.2021 - Diagramme: Außentemperaturverlauf, Heizkreis

Die beiden Diagramme zeigen jeweils die Außentemperatur (°C) und die Temperaturen im Heizkreis an. Die Wärmepumpe ist im aktuellen Betriebszustand (Auto), die Temperaturregelung erfolgt per Zweipunktregler, das System ist rücklaufgeregelt.

Der rote Graph stellt die Vorlauftemperatur dar, die je nach Betriebszustand des Kompressors schnell ansteigt. In violett ist die Rücklauftemperatur (Regelgröße) dargestellt, die sich in Abhängigkeit der Vorlauftemperatur verhält. Der schwarze Graph entspricht der „Solltemperatur Rücklauf“ (Führungsgröße).

Anhand der Diagramme kann man erkennen, dass die Solltemperatur nicht konstant bleibt. Folglich verfügt die Steuerung über eine dynamische Sollwertanpassung. Die Sollwertanpassung richtet sich nach der Außentemperatur, sinkt die Temperatur, dann steigt der Sollwert, steigt die Außentemperatur, dann sinkt der Sollwert.

Die Diagramme zeigen aber auch, dass die dynamische Sollwertanpassung unabhängig von der Uhrzeit erfolgt. Dies hat zur Folge, dass die Wärmepumpe nachts die Temperatur im Heizkreis anhebt (geringere Außentemperatur) und tagsüber die Temperaturen absenkt (höhere Außentemperatur). Die Differenz im Sollwert zwischen Tag und Nacht betragen ca. 4K – 28°C tagsüber, 32° nachts.

Der Sollwert erreicht nachts, um ca. 3:00 Uhr sein Maximum, die Anpassung zur Absenkung der Temperatur beginnt um ca. 9:00 Uhr, sein Minimum erreicht der Sollwert um ca. 15:00 Uhr.

Optimierungsvorschlag

Dieses Verhalten der Steuerung sollte angepasst werden, da nachts in der Regel keine höheren Raumtemperaturen benötigt werden. Hier könnte man die Nachtabsenkung oder eine zeitlich begrenzte Sollwertabsenkung einstellen. Die Steuerung der Wärmepump verfügt über diese Funktionalität und die entsprechenden Einstellungen könnten direkt vorgenommen werden.

Verifikation - Diagramme: Heizkreis, Systemzustand

Die vorherige Annahme wird bestätigt. Das Betriebszustandsdiagram zeigt deutlich den Systemzustand „Heizen“ vermehrt nachts (1), aufgrund der Sollwertführung basierend auf der Außentemperatur. Dies führt somit zu erhöhten Einschaltzeiten der Kompressoren und somit zu erhöhtem Strombedarf. Dieser könnte eingespart werden, wenn man die (durchaus reale) Annahme trifft, dass eine Solltemperatur im Rücklauf von ca. 28°C nachts ausreicht.

Tagsüber wird in den Systemzustand „Heizen“ wesentlich seltener gewechselt (3). Der Systemzustand „Warmwasserbereitung“ wird nachts und tagsüber ca. gleich oft erreicht, sodass sich hier auf den ersten Blick keine Einsparungen ergeben (2).

Übersicht Betriebsdaten - Brauchwasser (IoT Anwendung)

Verifikation der Systemeinstellungen (Brauchwasserbereitung)

Zeitraum: 26.03.2021 ... 28.03.2021 - Diagramme: Brauchwasseraufbereitung, Systemzustand

Ein weiterer Vorteil der IoT-Anwendung ist die Überprüfbarkeit der Systemeinstellungen und das bessere Verständnis der einzelnen Parameter.

Das Diagramm zeigt den Temperaturverlauf des Brauchwasservorrates sowie den eingestellten Sollwert. Die Temperatur bewegt sich zwischen 45 und 50 °C. Die Hysterese von 5K entspricht in etwa den Einstellungen im NWPM (siehe Screenshot im Read-Deck auf Seite 27).

Die gelbe Markierung im Diagramm zeigt die thermische Desinfektion („Legionellenschaltung“) des Brauchwassers, in dieser Zeit ist die Wärmepumpe nicht aktiv, um das Brauchwasser zu beheizen. Dies erfolgt über einen elektrischen Zuheizer in Form der Flanschheizung.

Übersicht Betriebsdaten - Warmwasser (IoT Anwendung)

Verifikation der Systemeinstellungen (thermische Desinfektion)

Zeitraum: 26.03.2021 ... 28.03.2021 - Diagramme: Warmwasseraufbereitung, Flanschheizung

Dieses Diagramm zeigt ebenfalls den Brauchwassertemperaturverlauf, in gelb markiert wieder die thermische Desinfektion („Legionellenschaltung“).

Als zusätzliches Diagramm darunter wird die Einschaltdauer der Flanschheizung gezeigt. Wie auf der vorigen Folie schon vermutet, erfolgt die Beheizung des Brauchwassers zu Desinfektionszwecken mit der elektrischen Flanschheizung.

Der im NWPM eingestellte Sollwert von 62°C wird recht genau erreicht, der angegebene Startzeitpunkt stimmt auch mit den Einstellungen überein (siehe Abbildung auf Seite 28 im Read-Deck).

Übersicht Betriebsdaten - Thermische Desinfektion (IoT Anwendung)

Dokumentation und Nachweisbarkeit von Einstellungen (z.B. thermische Desinfektion)

Zeitraum: 12.03.2021 ... 02.04.2021 - Diagramme: Warmwasseraufbereitung

Unter gewissen Umständen erscheint es sinnvoll, gegenüber Dritten nachweisen zu können, dass bestimmte Einstellungen an der Wärmepumpe vorgenommen wurden. Darunter kann z.B. die thermische Desinfektion („Legionellenschaltung“) fallen, um den Anwohnern/Nutzern belegen zu können, dass diese Funktion aktiv ist und zyklisch ausgeführt wird/wurde.

Erkennung von Fehlfunktionen und Defekten

Die Auswertung der historischen Daten erlaubt außerdem Fehlfunktionen oder defekte Komponenten zu erkennen. Bleibt die zyklisch erhöhte Brauchwassertemperatur aus, obwohl diese im NWPM konfiguriert wurde, kann man von einem defekten elektrischen Heizer ausgehen.

Übersicht Betriebsdaten - Wärmeerzeugung (IoT Anwendung)

Wartung anhand von Betriebsdaten #PredictiveMaintenance

Die Betriebsdaten werden permanent geloggt und persistent gespeichert. Somit können diese zu jeder Zeit weiterverarbeitet werden, so z.B. zu Wartungszwecken oder im Fehlerfall.

Sollten bestimmte Temperaturen in den Heizkreisen nicht mehr erreicht werden („die Wohnung bleibt kalt“), kann man anhand den Graphen nachvollziehen, welche Temperaturen tatsächlich erreicht werden und zu welchem Zeitpunkt diese nicht mehr erreicht wurden.

Fallbeispiel „Fußbodenheizung bleibt kalt“

Wird die eingestellte Rücklauftemperatur nicht mehr erreicht, dann kann anhand der Daten geprüft werden, ob die Vorlauftemperatur beim Heizen ansteigt. Ist dies der Fall, dann liegt kein Defekt an der Wärmepumpe (Wärmeerzeuger) vor, ggf. ist eine Umwälzpumpe im Heizkreis nicht funktionsfähig.

Die Vorlauftemperatur kann dann zusätzlich mit der Temperatur der Wärmequelle („Compressor Hot Gas Line“) verglichen werden und letztlich auch mit der Brauchwassertemperatur. Dies könnte dann Aufschluss über den Funktionszustand des Mischers geben.

Vorteil für den Betreiber und Wartungspartner

Alle diese möglichen Fehler können im Vorfeld anhand der geloggten Betriebsdaten geprüft werden, dazu muss kein Servicetechniker an den Aufstellort der Wärmepumpe. Der Servicetechniker benötigt lediglich Zugang zu der IoT-Anwendung, um die Betriebsdaten einsehen und plotten zu können. Dies kann über Siincos Remote Connect erfolgen (siehe Abschnitt „Systemarchitektur – IoT Hardware“ und „Siincos Remote Connect Profil einrichten“)

Fazit

Die IoT Anwendung ist eine gute Ergänzung zu der Netzwerkkarte der Wärmepumpensteuerung (NWPM). Sie erlaubt es die eingestellten Parameter anhand der eigentlichen, realen Betriebsdaten zu beobachten und zu verifizieren. Somit bietet sie die Möglichkeit Optimierungen zu erkennen und die entsprechenden Einstellungen im NWPM anzupassen.

Dimplex Wärmepumpe am Aufstellort

Die vorigen Folien zeigen, dass das alleinige visuelle Analysieren der Betriebsdaten schon einen sehr guten Aufschluss über das Betriebsverhalten der Wärmepumpe gibt:

  • Einsparung von Energie (Strom) ist möglich durch geschicktes Anpassen der Betriebsparameter, sodass die Einschaltzeiten der Kompressoren verringert werden
  • Fehler ohne lokale Fehlersuche am Aufstellort können identifiziert werden
  • Die Betriebsdaten geben guten Aufschluss über den Gesamtzustand des Systems
  • Nachweisbarkeit von eingestellten Parametern durch Darstellung in der IoT-Anwendung, z.B. „Legionellenprüfung ist aktiv“, siehe Abschnitt „Übersicht Betriebsdaten - Desinfektion (IoT Anwendung)“

Zusammengefasst bedeutet dies, dass die beiden ursprünglichen Fragestellungen nach der Energieoptimierung und nach der Optimierung der Wartungsintervalle mit „Ja“ beantwortet werden können und die Erweiterung der bestehenden Anlage durch die gezeigte IoT-Anwendung einen monetären Mehrwert bietet – sowohl für den Betreiber der Anlage, als auch für das mit dem Service betraute Fachunternehmen.

Download Read-Deck: Optimierung von Wärmepumpen durch IoT Anwendung

Anmerkungen zu lokalen klimatischen Gegebenheiten

Das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist in 15 Klimaregionen unterteilt. Diese Klimaregionen unterscheiden sich in den Jahresmitteltemperaturen der sogenannten Test-Referenzjahre. Die jeweilige Klimaregionen bestimmt die anzusetzenden Jahreswerte der Augenlufttemperaturen für die jeweilige Heizlastberechnung.

Die Klimaregion „4 — Potsdam" mit einem Jahreswert von 9,5 °C ist die maßgebliche Klimaregion, mit der der öffentlich-rechtliche Wärmeschutznachweis geführt wird, danach werden auch die KfW-Effizienzhäuser konfiguriert.

Betrachtet man den Temperaturunterschied zwischen den Regionen, die tiefste „Fichtelberg“ mit 3,8 °C und „Mannheim“ mit 11,1 °C erkennt man schnell, dass eine standardisierte Heizkurve keinen optimierten Betrieb ermöglicht, da eben diese Aspekte nicht betrachtet werden.

Eine Anpassung an die tatsächliche Klimaregion, in der das Haus errichtet wird, ebenso wie die Anpassung an die Energiecharakteristik des Gebäudes und der Bewohner-Gepflogenheiten erfolgt üblicherweise nicht, sie wird in der Regel versäumt.

Damit sind die Betriebskosten, also Energieverbrauchskosten für die Beheizung und Warmwasserbereitung nicht in dem Maße optimiert, wie man es unter Klimaschutzanforderungen eigentlich machen sollte – schließlich werden Wärmepumpen in aller Regel mit elektrischem Strom betrieben, der in der Regel nicht klimaneutral erzeugt wird.

Nur mit statistisch aussagefähigen Daten lässt sich die Betriebskurve dem Bedarf anpassen – Siincos Remote Connect und die vorgestellte IoT Anwendung machen das möglich.